Indonesien


Kefamenanu, 24.11.05    


Sumatra


Laerm in Medan
Die Einreiseformalitaeten (sprich Visa on Arrival) am Hafen von Medan verlaufen reibungslos. Leider bekommen wir wie erwartet bloss 30 Tage dafuer werden wir einen unserer "leicht verfaerbten" 50-Dollar-Scheine los, die bei keiner Bank zwischen Bangkok und Singapur auch nur ein geheucheltes Interesse geweckt haben (wir bilden uns immer noch ein, dass auf einer Schweizer Bank dies alles kein Thema waere). Aber gluecklicherweise gibt es ja die indonesischen Zoellner. Als wir nach draussen treten, kommen wir endgueltig in Indonesien an. Wir werden sofort belagert und mit Transportmittelvorschlaegen und Hotelangeboten bombardiert. Zum ersten Mal bekommen wir die beruechtigten Worte zu hoeren, welche in den kommenden zwei Monaten manchmal nuetzlich, aber meistens nervtoetend sein werden: "Hello Mister, where are you going?" Dies muss der erste und oft einzige Satz sein, den man in indonesischen Schulen lernt... Wir sind nicht in der Laune, ein Angebot anzunehmen und ziehen es vor, eine Stunde durch die Stadt zu latschen und selbst ein Gasthaus zu suchen. Ein hartnaeckiger Rikschafahrer (vor dem uns ein anderer Rikschafahrer gewarnt hat) folgt uns waehrend der ganzen Stunde und versucht hie und da, uns vom richtigen Weg abzubringen. Medan ist relativ heiss, laut und einigermassen dreckig. Wir finden eine Bleibe fuer eine Nacht, billiges Internet und einen Bankomat, wo wir drei Millionen (385 CHF) beziehen. Froh, den Laerm der Stadt hinter uns zu lassen, fahren wir am naechsten Tag nach Bukit Lawang, wo es einen huebschen Fluss und vor allem halbwilde Orang-Utans zu sehen gibt. Die Tiere sind schlicht fantastisch. Sascha, ein sehr zahmes (und leider unselbststaendiges) Individuum unterhaelt uns stundenlang und wir knipsen so ca. 300 Fotos! Eine unvergessliche Begegnung.

Autogrammstunde in Tuktuk
Unser naechstes Ziel ist der Tobasee, wo wir die guenstigste Unterkunft unserer Reise beziehen: ein zweistoeckiges Haus mit Balkon und Seeblick, Badezimmer und fuenf Betten. Preis: 1.90 CHF pro Nacht. Wir beschliessen, an diesem gemuetlichen Ort ein bisschen zu relaxen, streuen aber dennoch eine sehr lange, sehr anstrengende, aber sehr schoene Wanderung ein. Den Rest der Zeit verbringen wir mit essen, lesen und Autogramme schreiben. So, wie wir manchmal "Jagd" auf fotogene Einheimische machen, wird hier den Touristen (leider sind dies nur eine Hand voll) von Hunderten von Schuelern aufgelauert, die ihr Englisch verbessern wollen/muessen. Die Unterschrift des Auslaenders entspricht dem Skalp des Opfers, der sodann stolz zum Lehrer getragen wird.
Als wir bereit sind weiterzuziehen, nehmen wir das Boot ueber den See (welches mittlerweilen doppelt so teuer geworden ist, angesichts der drastischen Benzinpreiserhoehung in Indonesien) und suchen uns einen Bus. Wiedereinmal weigern wir uns, ein Billet bei einem der zehn Zwischenhaendlern zu kaufen (auch wenn sie uns telefonisch alarmiert bereits am Hafen abfangen und mit uns im Minibus mitfahren, um sicher zu stellen, dass wir nicht zum Busbahnhof gelangen). (Klar verdienen die so ihr Geld, aber die fehlende Transparenz und die Fehlinformationspolitik geht uns schwer auf den Keks! Ausserdem wollen wir nicht fuer Essen und Unterkunft "vernuenftige" Preise bezahlen und dann einem solchen Touristenbelaestiger Geld nachwerfen.) Schlussendlich bekommen wir innerhalb von Minuten einen Bus. Leider haben wir keinen Sitzplatz, dafuer ist es zum halben Preis. Es sind ja auch nur ca. 15 Stunden bis Bukittinggi.
Der Name dieses erhoeht liegenden Marktstaedtchens klingt romantischer als sich der Ort selber praesentiert. Allerdings ist er ein geeigneter Ausgangspunkt fuer verschiedene Aktivitaeten. So besuchen wir zum Beispiel die ganz in der Naehe bluehende Rafflesia, die groesste Bluete der Welt. Ebenfalls hier organisieren wir unsere zehntaegige Tour in den Dschungel von Siberut, was gar nicht so einfach ist angesichts der Tatsache, dass es erstens kaum Touristen hat in Sumatra und zweitens soeben der Ramadan begonnen hat.

Aloita Siberut
Siberut ist die groesste der Mentawai Inseln, westlich von Sumatra im Indischen Ozean gelegen, groesstenteils von Wald bedeckt und noch immer von traditionell lebenden Eingeborenen bewohnt. Ich kann es vorwegnehmen: auch wenn wir waehrend den acht Tagen auf der Insel bloss etwa eine Stunde trockene Fuesse hatten, unser Trip durch den Dschungel war ein absoluter Hoehepunkt - gleichzustellen vielleicht mit unserer Langlauftour auf dem Baikalsee oder dem Kajakabenteuer in Thailand. Das Dschungeltrekking war definitiv authenthisch: komplett mit viel Sumpf und kleinen gruenen Giftschlangen; und die Eingeborenen waren schlicht unglaublich: von Kopf bis Fuss taetowiert und zu 95% Selbstversorger. Einzig Zigaretten und Zucker brauchen die Leute regelmaessig aus der "anderen Welt". Tatsaechlich ist ihre Zigarettenabhaengigkeit ein bisschen beaengstigend ("no smoking, no working"). Zur Not tun es aber auch die selbstgefertigten Glimmstaengel aus Tabak und Bananenblaettern.
So ziehen wir also waehrend acht Tagen durch den Dschungel (vorwiegend auf Baumstaemmen balancierend und alle fuenf Minuten fluchend einen Fuss aus dem Sumpf ziehend) und uebernachten bei Eingeborenen in ihren Haeusern. Iwan, unser Fuehrer, macht dummerweise gerade Ramadan dafuer begleiten uns Amangresi, ein Medizinmann, und dessen Neffe Sulai, die fuer uns kochen und deren Motto "many eating, many strooooong" uns sehr entgegen kommt. Neben ausreichend Nudeln und Reis bekommen wir auch Sago, Taro, Krebse, Schnecken und Engerlinge. Wir lernen, wie man Sago macht, gehen jagen und fischen... Die Zeit im Dschungel von Siberut werden wir nicht so schnell vergessen. Zurueck in Bukittinggi machen wir uns bereit Sumatra zu verlassen. Da wir wie erwaehnt bloss dreissig Tage Visum bekommen haben, muessen wir nun Plan B starten und einen Haken ueber Singapur schlagen, um ein neues Visum fuer Indonesien zu ergattern. Ueber Pekanbaru fahren wir zur Ostkueste von wo wir eine Faehre nach Singapur besteigen. Zwei Tage nachdem wir in einem Holzhaus umgeben von Sumpf und Dschungel auf dem Fussboden genaechtigt haben, kommt langsam aber sicher die Skyline der modernsten Stadt Asiens in Sicht. Grosse, kleine, verrueckte Welt.


Java, Bali und Nusa Tenggara


Eine anspruchsvolle Aufgabe
Nicht "in 80 Tagen um die Welt", sondern "in 30 Tagen durch Indonesien", so lautet die Aufgabe, die uns die indonesische Regierung stellt. Unser zweiter Versuch, ein 60-Tages-Visum zu erhalten, ist wiederum fehlgeschlagen. Also lassen wir unsere Plaene fuer Sulawesi oder indonesisch Papua, mit denen wir heimlich geliebaeugelt haben, erst einmal fallen und zielen in Richtung Osttimor - der naechstgelegenen Landesgrenze im Osten. Wie Phileas Fogg fuehlen wir uns auch, als wir endlich im Boot von Singapur auf die Batam Inseln sitzen - relativ knapp fuer unsere ein-Uhr-Faehre nach Jakarta - und ploetzlich realisieren, dass wir die Zeitumstellung vergessen haben. Zu unserem, wie auch Phileas Foggs Glueck wird die Zeit in beiden Faellen in die richtige Richtung verschoben.

"Ehesorgen"
Der enge Zeitrahmen fuehrt dazu, dass wir uns auf ausgetretenen Pfaden durch Java bewegen - was bei der momentanen Tourismussituation bedeutet, dass man fast alleine den Hunderten von Souvenirverkaeufern gegenuebersteht, die frueher noch eine ganze Familie mit ihren Souvenirstaenden ernaehren konnten. Und es bedeutet auch, dass einige Rikschafahrer die Fahrt fuer laecherliche 1000 Rupien (ca. 15 Rappen) anbieten, waehrend Busfahrer ihr Gehalt durch eine unverschaemte Erhoehung des Fahrpreises (fuer Touristen) verbessern wollen. Wir lassen uns durch die Einschuechterungstaktiken letzterer und deren Versuche, uns zum vorzeitigen Aussteigen zu bringen, nicht weiter beeindrucken, fahren aber ausnahmsweise einmal bei ersteren mit. Der hinduistische Prambanan Tempel und der beruehmte Borobudur sind die beiden Hauptattraktionen in der Region von Yogyakarta. Wir verbringen beim Prambanan einen ganzen Tag und geniessen am Abend eine der letzten diesjaehrigen Openair-Darbietungen des Ramayanas in der gekuerzten Touristenversion. Beim Borobudur bleiben wir sogar ueber Nacht, um ihn im Morgen- und Abendlicht bestaunen zu koennen. Zu unserer Enttaeuschung schliesst die Anlage zu frueh fuer den Sonnenuntergang und oeffnet zu spaet fuer den Sonnenaufgang. Ausserdem ist der Tempel vollstaendig von Baeumen abgeschirmt. Dieses Motiv ist wohl wieder einmal dem finanziell besser gestellten Fotografen vorbehalten, der sich das Hotel innerhalb der Tempelanlage leisten kann... Wir verbringen die Nacht auf jeden Fall in einem kleinen Losmen etwas ausserhalb der Ortschaft, nachdem uns das Gasthaus unserer Wahl kalt abgewiesen hat, als ich ausgeplaudert habe, dass wir nicht verheiratet sind. Und dies muss gerade uns passieren - dem einzigen unverheirateten Paar weit und breit mit demselben Namen im Pass! Trotz diesen schwierigen Umstaenden gefaellt uns der Tempel ganz gut - weniger als Bauwerk, aber in den wunderschoenen Details der Reliefs.

Alpenluft mit Schwefelduft
Auf der Minibusfahrt von Yogya nach Cemero Lawang - Ausgangspunkt fuer den Aufstieg zum Vulkan Bromo - machen wir Bekanntschaft mit ein paar anderen Touristen und der indonesischen Gummizeit. Nach einer verspaeteten Abfahrt und einer weiteren Stunde Diskussion wegen Ueberbuchung des Vans erreichen wir Cemero Lawang mit ca. vier Stunden Verspaetung - was die cleveren Javanesen des Tourismusbueros natuerlich nicht davon abbringt, einen weiteren Zwangsstopp einzulegen, um allen eine Tour fuer den naechsten Morgen aufzuschwatzen. Auch hier ist das Touristen-Business eine lang eingeuebte Angelegenheit. Wir fallen um elf Uhr ins Bett - froh, dass wir uns (im Gegensatz zu allen anderen im Bus) zu keiner Sunrise-Tour haben ueberreden lassen. Wir wandern erst einmal ringsum den gelblichen Krater, dessen Inneres schwefelige Rauchschwaden von sich gibt, und sparen uns den Sonnenaufgang fuer den naechsten Morgen. Dafuer erklimmen wir dann den Aussichtspunkt zu Fuss und kommen so vor allen Truck-Touristen an, die unterwegs noch einen obligatorischen Souvenir-Stop eingelegt haben.
Hoehepunkt des organisierten Tourismus ist dann aber Bali, wo wir einen tieferen Einblick in das "Komissions-System" erhalten, als wir in Amed an der Ostkueste Balis einen Tauchgang buchen wollen. Nach unserer harmlosen Frage an der Reception, wieviele Tauchbasen es in Amed gaebe, schellt in allen drei Tauchschulen das Telefon und wir werden bald darauf von Kundenfaengern besucht. Da wir lieber vor Ort mit den Leuten verhandeln, wimmeln wir alle ab und spazieren zu Fuss ins Dorf, bis wir ein grosses Schild "Eco-Dive" antreffen, das uns nicht etwa zur Tauchschule, sondern in ein Restaurant lockt. Es dauert nur ein paar Minuten, bis der Zustaendige bei uns am Tisch sitzt und Schultern zuckend meint, er koenne uns nur einen kleinen Rabatt anbieten, da nun je 20% der Einkuenfte aus unserem Tauchgang an unser Hotel und dieses Restaurant abgetreten wuerden...

Dragon not Lizard
Nach vier erholsamen Tagen in Amed mit Tauchen, am Swimmingpool liegen und einem Toeffliausflug ins Innere, geht es weiter nach Mataram, Lombok, wo wir nur stoppen, um eine Schiffstour via Komodo nach Flores zu buchen. Die Dreitagestour bietet, was sie verspricht: Schnorchel- und Bademoeglichkeiten, sehr gutes Essen und einen Halt auf dem beruehmten Komodo. Leider dauert dieser Stopp nur wenige Stunden und wir treffen nur auf wenige und faule Exemplare der grossen Echsen, die einst als Vorbild fuer den chinesischen Drachen gedient haben sollen. Anscheinend sollen sie auch mal aktiv sein und dann gefaehrlicher als sie aussehen. Wir wurden gewarnt, von einem Schweizer Touristen habe man nur mehr seine Kamera gefunden.

"Die Touristen kommen wegen den Drachen und bleiben wegen dem Tauchen"
(Zitat aus dem Tauchprospekt, Bajo Dive Club)

In Labuanbajo, Flores, finden wir uns zum ersten Mal in weniger touristischem Gebiet wieder. Die Tauchschulen hier haben ihre Preise dem Backpackerniveau angepasst und so froenen wir wieder einmal dem schoenen Hobby Tauchen. Mit dem einheimischen Kapitaen und einer Bande Deutscher Touristen (Die Tauchschule ist unter Deutscher Leitung) machen wir uns erneut auf in den Komodo Nationalpark. Und was dieser an Unterwasserleben bietet, ist unbeschreiblich: das schoenste Riff kombiniert mit Tausenden von Fischen in allen Farben und Groessen, von Nemo bis Manta. Wir staunen, geniessen und wollen mehr davon. Mit der Verlaengerung unseres Labuanbajoaufenthaltes schrumpft das Flores-Restprogramm leider etwas zusammen: eine lange Busfahrt ueber zig Paesse, die vielfarbigen Vulkanseen des Kelimutus in den fruehen Morgenstunden, eine Wanderung durch die Doerfer ringsum den mystischen Berg. Per Bus und Faehre geht es nach Ende, Kupang und quer durch Westtimor zur Grenze nach Timor Leste. "In dreissig Tagen durch Indonesien" war durchaus eine schwierige Aufgabe. Ob wir es schaffen, das erfaehrt ihr im naechsten Bericht...


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