Polen


Warschau, 4.4.05    


Schatten der Vergangenheit im sonnigen Polen


Mit Verspaetung kommen wir in Polen an. Es scheint, als ob die Zuege hier - im Gegensatz zu Tschechien - unpuenktlich und ueberfuellt sind. Die polnische Eisenbahn gewinnt jedoch an Vertrauen zurueck, als wir Tage spaeter mit dem (allerdings teuren) EC von Krakau nach Warschau fahren. In Krakau ist es schoen, aber kalt (Wind aus Sibirien?). Wir besichtigen die huebsche Altstadt und picknicken im Schlosshof. Es gibt wieder einmal Sandwich und Gutzi. Aber die gute Nachricht ist, es schmeckt immer noch. Als wir fertig sind, kommt ein Aufseher und weist die deutschen Touristen neben uns zurecht, weil sie an einem Apfel kauen. Entweder herrscht eine strikte No-Fruit-Regel oder wir haben wieder einmal Schwein gehabt. Die Band in Harrys Piano Jazz Bar am Abend kommt daher wie eine Mischung aus Dr. Snuggles und Kevin Costner, aber sie bringen voll den Groove aufs Parkett. Keinen Eintritt fuer einen gelungenen Abend: Dieses gemuetliche Lokal ist zu empfehlen.
Der Name Oswiecim mag Auswaertigen unbekannt sein, der deutsche Name Auschwitz ist es hingegen nicht. Wir besuchen diese Staette des Grauens, wo die Nazis einst 1.5 Mio. Menschen ermordet haben. Stehengebliebene Barracken und verschiedene Fundgegenstaende erinnern an den groessten organisierten Genozid der Menschheitsgeschichte. Die Fuehrung in Englisch ist sehr gut und der Ort eindruecklich. Einziger Nachteil: Es hat sehr viele Touristen und die Zeit ist zu knapp, um alles aufzunehmen.
Der oben erwaehnte EC-Zug bringt uns in die Hauptstadt, wo wir wiederum von einer huebschen Altstadt entzueckt werden. Dies ist insofern erstaunlich, als dass alle Haeuser aus den Truemmern des 2. Weltkrieges neu aufgebaut werden mussten. Wir laufen soweit uns die Fuesse tragen, bis es Nacht wird ueber den Daechern Warschaus. Als wir feststellen, dass die Mehrheit der Anzeichen dafuer, dass du auf deiner Weltreise zu viel zu Fuss unterwegs bist, erfuellt sind, nehmen wir uns vor, unser Tagespensum kuenftig ein wenig zu reduzieren.
Top-5-Anzeichen, dass du auf deiner Weltreise zu viel zu Fuss unterwegs bist:
1. Es ist immer bereits dunkel, wenn du auf dem Heimweg bist.
2. Du weisst nicht einmal, wie viel ein Busbillet kosten wuerde.
3. Du hast den Vorschlag "Warschau in 2 Tagen" bereits nach einem Tag erledigt.
4. Deine Beine sind fleckenweise enthaart vom dauernden Reiben der rauhen Trekkinghose.
5. Deine Fuesse bekommen Loecher wie ein Emmentaler (und ueber den Geruch wird hier geschwiegen)
Zum Abendessen gibt es polnische Ravioli (Pierogi) in einem Pub. Beim dritten Bissen stirbt der Pabst. Relativ schnell leert sich das Lokal, und wir beschliessen, ebenfalls nach Hause zu gehen. In der Folge erlahmt das Leben in Warschau zusehends, die Stimmung jedoch ist wunderbar. Die Menschen versammeln sich in und um die Kirchen, auf den Plaetzen werden Blumen niedergelegt und in den Fensterboegen brennen Kerzen. Halb Polen geht nach Rom und wir nehmen den Nachtbus nach Vilnius.


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