Thailand


Sungai Kolok, 5.9.05    


Endlich am Meer...


Dogbite
Waehrend unserer ersten Tage in Thailand im Nordosten des Landes machen wir Bekanntschaft mit sehr freundlichen Menschen und deutlich unfreundlicheren Hunden. Nach unserer ersten Mahlzeit im Thai-Land schlendern wir noch ein wenig durch das unspektakulaere, aber nicht unsympathische Staedtchen Surin. Es ist bereits dunkel und in den Seitengassen werden die Abfaelle des Tages herausgebracht. An jeder Ecke tummeln sich die Hunde. Ein unmotiviert dreinblickender brauner Streuner passiert uns wortlos. Dann beisst er zu - von hinten in Brigittes Wade - um gleich danach seinen urspruenglichen Weg fortzusetzen. Im Nachhinein muss man sagen: eine oskarreife Vorstellung oder aber ein verwirrter Hundegeist - Tollwut ist nicht auszuschliessen. Es braucht keine grossen Erklaerungen, um dem Ladenbesitzer gegenueber begreiflich zu machen, was soeben passiert ist. Tatsaechlich scheint 'dogbite' so ziemlich das einzige englische Wort zu sein, das er kennt. Ohne zu zoegern packt er uns beide auf sein Mofa und faehrt uns zum Spital. Dort bekommen wir innerhalb von fuenfzehn Minuten eine gratis Arztkonsultation. Die drei Tollwutimpfungen vom Februar aus der Schweiz sollten Schutz genug sein. Aber selbstverstaendlich haetten wir die freie Wahl zwischen aktiver oder passiver (Nach-)impfung, Antibiotika, Schmerzmittel oder einfacher Wundbehandlung. Typisch schweizerisch beschliessen wir, dennoch zuerst die Schweiz anzurufen. Man weiss ja nie, und schliesslich gibt es ja die 24-Stunden-Helpline der Krankenkasse. Ein Helsana-Fraeulein mit einem Dialekt wie Knoblauch verbindet uns mit der diensthabenden Praxis in Bern. Die Schwester am anderen Ende hat auch schon mal was von Tollwut gehoert, ist sich aber offensichtlich nicht mehr ganz sicher, ob es durch Hunde oder durch Muecken uebertragen wird (oder ev. Dugongs?). Nach ein paar aufklaerenden Worten meinerseits hat auch sie wieder einen Beitrag zu machen. Mit triumphierender Stimme verkuendet sie, sie habe gerade erfahren, dass Thailand schwer betroffen sei von Tollwut. Danke fuer die Auskunft! Einen Arzt bekomme ich bis am Schluss nicht in die Leitung. Die Telefonkosten kommen uns aber wohl einiges teurer als die Kosten fuer die Impfung (12 Franken pro Spritze), die wir Brigitte am naechsten Tag verabreichen, nachdem wir den Hausarzt noch erwischt haben.

Alte und neue Hauptstadt
Dann geht es weiter im (Kultur-)Programm: Khmer-Ruinen in Nang Rong (ein Hauch von Angkor) und weitere Tempel(-ruinen) in Ayutthaya, Thailands ehemaliger bluehender Hauptstadt. Nachdem die Burmesen Ende des 18. Jahrhunderts die Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatten, verschob sich der Koenigshof etwa Hundert Kilometer in Richtung Sueden nach Bangkok. Und obwohl uns in Ayutthaya nicht die geringste Feindseligkeit widerfahren ist, tun wir es dem Koenig gleich. Der guenstige Drittklasszug (20 Baht) bringt uns zum Bangkoker Bahnhof, dessen Dimension (ca. 2 x Ziegelbruecke plus eine gekuehlte Wartehalle) etwas unter den Erwartungen bleibt. Von hier fahren wir per Bus direkt weiter zur Khao San Road, dem beruehmt-beruechtigten Backpacker-Ghetto Bangkoks (ca. 2 km, eine Stunde). Hier findet man neben unzaehligen Hostels und guenstigem Pad Thai (thailaendischer Nudelsnack) optimale Bedingungen fuer das Gedeihen des T. indochinensis (siehe Reisebericht aus Laos). Wer durchstarten moechte, kann sich hier am Strassenrand die Haare und zehn Meter weiter in einem aufgebockten VW-Bus ein huebsches Tattoo machen lassen. Waehrend die Farbe einzieht, kann man noch schnell ein paar Kettelein und luftige Kleidung einkaufen, bevor man am naechsten Morgen fuer zehn Tage auf irgendeine Insel faehrt und dort sein neues Lebensgefuehl ordentlich auslebt (wahrscheinlich beim Petroleumfackeln-Schwingen am Strand...)

Ferien
Fuer uns ist Bangkok Reorganisation (CD brennen, waschen, Volleyball kaufen). Ansonsten scheint uns die Stadt nicht besonders lohnenswert, um nicht zu sagen enttaeuschend, was auch nicht gerecht waere. Den Koenigspalast lassen wir aus (unter Renovation, voller Touristen, zu teuer), Thaiboxen ist leider ebenfalls zu kostspielig (1000 Baht). Der Wochenendmarkt ist extrem ueberfuellt, bringt uns aber ein paar guenstige neue Kleidungsstuecke. Shopping in den riesigen Einkaufszentren ist eindruecklich, aber nur bedingt spassig mit kleinem Portemonnaie. Wat Po (der aelteste Tempel in Bangkok) gefaellt uns gut, vor allem am Abend, wenn es ruhiger zu und her geht und die Chedis beleuchtet sind. Im Nationalmuseum finden wir die Ausstellung zur Geschichte Thailands interessant, daneben gibt es jede Menge mehr oder weniger schoen ausgestellte Kunstobjekte.
Schliesslich sind auch wir reif fuer die Insel (wenn auch noch immer ohne Tattoo). Wir entscheiden uns fuer Ko Tao, ein relativ kleines Eiland vor der Ostkueste, die unter anderem fuers Tauchen bekannt sein soll. Hier verbringen wir angenehme zehn Tage. Wir gehen Tauchen mit einer sehr freundlichen Tauchschule (Big Bubble), die uns auch schon Mal gratis zum Schnorcheln mitnimmt. Wir erkunden die Insel in schweisstreibenden Wander- und Toefftouren, spielen endlich wieder einmal Volleyball und schauen in einem der gemuetlichen Strandcafes zu, wie die Flut ein- und ausgeht. Unser Bungalow bietet Meerblick auf der einen und eine Baustelle auf der anderen Seite. Beides ziemlich haeufige Eigenschaften von Bungalows auf Ko Tao. Tatsaechlich muss man den allgegenwaertigen Baulaerm und den weitverbreiteten Abfall als Minuspunkte erwaehnen - ein Manko, wie wir spaeter feststellen, welches viele Straende und Inseln in der Region zu haben scheinen. Als unser Visum auszulaufen droht, packen wir unsere Sachen und ziehen weiter. Ein einstuendiger Ausflug mit dem Boot nach Burma bringt uns dreissig weitere Tage Visum und ein paar Stunden schlechtes Gewissen, weil wir dem Militaerregime Burmas zehn Dollar (fuer zwei Dreitagesvisa) haben zukommen lassen.

Krabi im Kajak
Vom gemuetlichen Staedtchen Krabi im Suedwesten Thailands unternehmen wir mehrere Ausfluege. In Railay gehen wir ein bisschen klettern und baden an einem der perfekteren Straende, die wir je gesehen haben. Das Resort gerade dahinter soll angeblich etwa 750 Franken pro Nacht im Pavillon berechnen. Unser Bungalow, fuenfzehn Gehminuten entfernt, entspricht mit fuenf Franken pro Nacht eher unserem Budget. Noerdlich von Krabi gehen wir Kajak fahren durch von Kanaelen durchzogene Mangrovenwaelder und umgeben von sensationellen Karstinseln, die wie Pilze hier und dort aus dem Meer ragen und jede einzelne als Schauplatz fuer den naechsten James Bond Film in Frage kaeme. Als Boesewichte wuerde ich das kubanische Paerchen vorschlagen, welches mit uns unterwegs ist und waehrend des ganzen Tages kaum ein Wort, geschweige denn ein Laecheln ueber die Lippen bringt. Schliesslich gehen wir auch nach Ko Phi Phi, einem Inselpaar, das durch einen anderen Film zur absoluten Beruehmtheit geworden ist: "The Beach" befindet sich hier und wird - spaetestens seit Leonardo hier mit Haien gerungen hat - taeglich von unzaehligen Motorbooten belagert. Spezielle Situationen erfordern spezielle Massnahmen, haben wir uns gedacht und kurz entschlossen ein Kajak und Proviant besorgt. Paddelstart ist am naechsten Morgen um 7 Uhr. Als wir knapp zwei Stunden spaeter in die gut geschuetzte Maya-Bay einbiegen, sind wir tatsaechlich die ersten Touristen am "Strand". Nach neun kommen die ersten Tourboote und um elf gleicht die Bucht sich selber nicht mehr - Zeit zu gehen. Wir paddeln uns einen Ausweg durch die Boote und weiter um die etwas ruppige Suedseite der Insel zu einer weiteren spektakulaeren Lagune. Am Abend regenieren wir unsere erschoepften Muskeln in einem gemuetlichen Baumhaus-Restaurant am Strand und bereiten uns in Gedanken langsam auf Malaysia vor.


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